Präludium

Weshalb es sich lohnt, vor dem Abenteuer einer intensiven Beziehung mit einem Musikinstrument ein paar grundsätzliche Fragen zu klären.

«Soll ich mich endlich, beziehungsweise wieder richtig auf die Musik einlassen, singen oder ein Musikinstrument spielen?» Man kann den Wunsch spontan in die Tat umsetzen oder noch eine Weile vor sich herschieben, um zuerst Bedürfnisse und Möglichkeiten abzuklären.

Welches Instrument ich neben der Gitarre gerne spielen würde, war nie die Frage: Klavier. Vor allem, weil es auch allein gespielt werden kann. Der Kontrabass, meine späte Liebe (Hemmige), wartet doch eher auf das Zusammenspiel in einem Ensemble. Das stand noch in weiter Ferne. Ich musste mir nicht den Kopf zerbrechen, welche Instrumente noch in Frage kämen. Nach Begegnungen mit anderen Musizierenden lockt es mich aber doch immer wieder, noch neue Instrumente auszuprobieren. Diese Lust lässt sich in Bern an Schnuppertagen des Konservatoriums ausleben. In Mini-Lektionen kann man alle möglichen Instrumente in die Hand nehmen und ausprobieren.

Vorausschauend entscheiden Auf jeden Fall ist es besser, am Anfang des Abenteuers nur Entscheidungen zu treffen, die ohne grössere Probleme auch rückgängig gemacht werden können. Ein teures Piano wieder loszuwerden, weil der Nacken schmerzt und der Weg zum freien Improvisieren im Stil von Keith Jarrett noch länger als vermutet wird, ist nicht so einfach.

Instrument mieten Als ich unlängst einmal Cello spielen wollte, war ich froh, dass man die meisten Instrumente auch mieten kann. Ich dachte, es wäre angenehm, neben dem Kontrabass ein vergleichbares Instrument sitzend spielen zu können, ganz zu schweigen vom schönen Klang des Cellos. Leider stellte ich erst zu Hause fest, dass die Saiten beim Cello anders als beim Kontrabass gestimmt werden, also C-G-D-A statt E-A-D-G. Diese Umstellung war mir dann doch zu kompliziert. Nach der Probezeit konnte ich den Mietvertrag beenden und das Cello zurückbringen. In- zwischen fand ich allerdings heraus, dass ein Cello mit besonderen Saiten ebenfalls wie ein Bass gestimmt werden könnte. Ja nun, ich werde mir dieses Instrument für ein nächstes Leben aufsparen.

Ungestört Ein weiteres Thema sind die Nachbarn. Mir war die Vorstellung unerträglich, dass sie meinen ersten Spielversuchen zuhören müssten, trotz aller gegenteiligen Beteuerungen. Glücklicherweise gab es bei der Entscheidung zum Neubeginn (5-Finger-Song) schon Digitalklaviere mit einem Anschlag wie bei richtigen Pianos. Mit Kopfhörern kann man zu jeder Tages- und Nachtzeit spielen. Einzig das Klappern der Tasten könnte für nicht beteiligte Wohn- oder Lebenspartner unter Umständen gewöhnungsbedürftig sein. Es gibt noch weitere Instrumente, die sich «stumm» spielen lassen, offenbar auch Schlagzeuge, wobei ich aber zweifle, dass Paukenschläge und Trommelwirbel eine Etage tiefer nicht zu hören sind.

Stunden nehmen Es gibt Ausnahmetalente, die ein Instrument ganz allein spielen lernen können. Ich gehöre nicht dazu und würde mir ohne Anleitung ganz sicher nicht die richtige Spieltechnik aneignen, um später auch virtuoser oder mindestens schneller spielen zu können und mir – noch viel wichtiger – auf keinen Fall wegen einer ungünstigen Haltung Schmerzen einzuhandeln.

Ja, das sei nicht unerwähnt, Musikinstrumente sind nicht per se ergonomisch. Fingerkuppen gewöhnen sich mit der Zeit an die Saiten. Doch Nacken- oder Rückenschmerzen und entzündete Nerven sind nur ein paar Beispiele von Beschwerden als Folge einer ungünstigen Haltung oder Technik, aber auch, weil man sich vor lauter Konzentration und Eifer verspannt (Put Your Head On My Shoulder). Aus diesem Grund wollte ich auf jeden Fall Stunden bei einer Lehrerin oder einem Lehrer nehmen.

weiter