Pause

Weshalb es bei grossen Veränderungen besonders anspruchsvoll ist, das Musizieren nicht aufzugeben und Möglichkeiten für den Zugang zu musikalischen Netzwerken zu finden. Warum es sich lohnt, auf die Lücke zu achten.

Mit dem Beginn des Studiums an der Universität stand meiner Gitarre eine längere Phase der Untätigkeit bevor. Zwar begleitete sie mich auf der Odyssee als Untermieter und WG-Mitglied weiterhin überall hin und bot wie bisher in schwierigen Lebenslagen vertraute Nähe. Neues lernte ich aber nicht dazu. Das Studium an der Uni und die verschiedenen Jobs nahmen mich zu stark in Anspruch. Weiterhin Stunden zu nehmen, hätte ich mir nicht leisten können.

Vor allem aber hatte das Musizieren noch keinen festen Platz in meiner Tages- und Wochenstruktur. Es fehlten Impulse oder Einladungen von anderen, um Zugang zu einem musikalischen Netzwerk zu finden, zum Beispiel an Workshops. Mit den Kindern zu musizieren, wäre vielleicht eine Chance gewesen, dranzubleiben. Aber eigene Kinder habe ich nicht. Nur auf Besuch bei Bekannten, wenn eine Gitarre in Griffnähe war, ergaben sich mit deren Kindern manchmal solche Gelegenheiten. Mein Repertoire konnte ich noch abrufen. Nach etwas Anlauf gelangen die Akkorde meist rasch wieder.

Die an der Maturitätsschule begonnene musikalische Ausbildung am Konservatorium oder an der Jazzschule fortzusetzen, hätte ich mir nicht zugetraut. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass schon damals die Türen dieser Schulen auch Menschen offenstanden, die sich einfach weiterbilden oder den Anschluss nicht verlieren wollten. Die aktuellen Angebote der Swiss Jazz School oder des Konservatoriums in Bern ermöglichen dies heute auf verschiedenen Stufen und mit unterschiedlichen Perspektiven. So könnte ein Blockflötentrauma bereits viel früher überwunden werden. Das aktive Musikerlebnis würde schon in jungen Jahren zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen, ein soziales Umfeld neben der Berufstätigkeit entstehen lassen und wohl auch über manche Krisen hinweghelfen.

Bis ich wieder ernsthaft zu musizieren begann, dauerte es mehr als zehn Jahre. Deshalb braucht es dieses Kapitel mit dem Titel Pause vor dem Bericht über den Neustart.

weiter